Welt-Parkinson-Tag: Behandlungsfortschritte als Anker für Betroffene

Professionelle Behandlung in der Spezialambulanz der Klinik Ottakring

​Am 11. April wird der Welt-Parkinson-Tag begangen, um das Bewusstsein für diese Erkrankung zu schärfen und Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen. In den vergangenen Jahren haben sich Fortschritte in der Behandlung ergeben, die auf innovativen Therapieansätzen basieren. Diese machen Betroffenen Hoffnung.

Primarius Walter Pirker ist Abteilungsvorstand der Neurologischen Abteilung in der Klinik Ottakring. Einer der klinischen Schwerpunkte der Abteilung ist die Behandlung der Parkinson-Krankheit und anderen Bewegungsstörungen. Im Interview haben wir mit Walter Pirker über Behandlungsmöglichkeiten und deren Entwicklung gesprochen.

Es gibt zahlreiche Studien mit Medikamente. Welche Hoffnungen werden hiermit verbunden?
Walter Pirker: Die Parkinson-Krankheit ist erfreulicherweise über viele Jahre gut behandelbar. Die Einführung von L-Dopa vor nun mehr als 50 Jahren führte zu einer deutlichen Verbesserung von Motorik, Lebenserwartung und Lebensqualität von Parkinson-Patient*innen. In den letzten Jahrzehnten kamen zahlreiche weitere Medikamente hinzu. Aber noch immer sind viele Probleme ungelöst. Die bisher verfügbaren Medikamente können den zunehmenden Nervenzellverlust, der dem Fortschreiten der Erkrankung zugrunde liegt, nicht aufhalten. L-Dopa ist zwar sehr gut wirksam, durch eine zunehmende Verkürzung seiner Wirkung treten jedoch im Verlauf der Erkrankung sogenannte Wirkungsschwankungen mit Phasen schlechter Beweglichkeit (Off-Phasen) und Überbewegungen auf.

Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es abseits der medikamentösen Behandlung?
Walter Pirker: Wirkungsschwankungen können durch moderne Parkinson-Medikamente und, wenn orale Medikation nicht ausreicht, mit Pumpentherapien oder operativen Parkinson-Therapien behandelt werden. Alle derzeit zur Verfügung stehenden Therapien können Symptome zwar lindern, Krankheitsfolgen wie geistigen Abbau oder Halluzinationen aber nicht verhindern.  Diese könnten wohl nur durch Substanzen verhindert werden, die den Nervenzellverlust stoppen oder verlangsamen. In den letzten Jahren hat sich diesbezüglich sehr viel getan. Es gibt im Augenblick gute Therapieansätze, die in zehn oder 20 Jahren zu einer Verlangsamung oder im besten Fall sogar zu einer Heilung der Erkrankung führen könnten. Die in Frage kommenden Medikamente müssen aber noch in großen klinischen Studien getestet werden. Die Neurologische Abteilung der Klinik Ottakring wirkt an solchen Studien mit.

Welche Meilensteine gibt es hinsichtlich Therapie in Österreich – abseits des Themenkreises Bewegung und Sport?Walter Pirker: L-Dopa bleibt das wichtigste Parkinson-Medikament. Bei jungen Patient*innen sind in der Frühphase Dopa-Ersatzstoffe wie Dopaminagonisten eine Alternative. Gegen Wirkungsschwankungen wirken Substanzen, die den L-Dopa-Abbau hemmen wie COMT-Hemmer und MAO-B Hemmer. Bei Überbewegungen ist Amantadin ein altbewährtes, sehr hilfreiches Medikament.

Gibt es ein grundlegendes Konzept in der Behandlung von Parkinson?
​Walter Pirker: „Die Parkinson-Therapie steht immer auf zwei Säulen: Einerseits medikamentöser Dopamin-Ersatz und andererseits Bewegung. Bereits in der Frühphase der Erkrankung spielen Sport und körperliches Training eine große Rolle. Die Art des Sports spielt keine Rolle. Entscheidend ist, dass man etwa dreimal pro Woche 45 bis 60 Minuten ausdauernd trainiert, natürlich immer abhängig von den individuellen Möglichkeiten. Mit zunehmenden körperlichen Problemen werden Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie immer wichtiger.“

Bei vielen Krankheitsbildern spielt die Ernährung eine bedeutende Rolle. Welche Erkenntnisse gibt es hier in Bezug auf Parkinson?
Walter Pirker: Wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass eine sogenannte Mittelmeerdiät – viel Gemüse, Olivenöl, Nüsse, etwas Fisch, eher weniger Fleisch – vor Parkinson bis zu einem gewissen Grad schützt und einen günstigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat. Diese Form der Ernährung wirkt auch vorbeugend bei Herzinfarkt, Schlaganfall und, in begrenztem Ausmaß, Demenz.